meine fanfiction (noch nicht beendet) über Jon & Ygritte :)
Jons Entscheidung
Der Weg zur schwarzen Festung
Etwas Kleines, vielleicht ein Insekt, kitzelte Jon an der Nase. Er schlug seine Augen auf und drehte sich zur Seite. Die Sonne schlummerte noch hinter dem Horizont und wartete darauf herauszukommen. Die Hügel um ihn herum waren karg und leer und hinter ihm erstreckte sich die öde Wildnis. Die Wildlinge hatten ihr Lager in einer geschützten Senke aufgeschlagen. Außer den beiden Wachen, die oberhalb der Senke standen, schlief der Rest noch. Jon drehte sich zur anderen Seite, wo er Ygritte liegen sah. Im Schlaf sah sie so unschuldig und klein aus. Ihre roten Haare, vom Feuer geküsst, steckten in der Kapuze, doch fielen einzelne Strähnen in ihr blasses Gesicht. Oft schon hatte er sie so angesehen. Ihre Augen, die Stupsnase, ihren kleinen Mund, der die schiefen Zähne verdeckte. Sie hatte ihn dazu gebracht seinen Eid zu brechen. Er hatte es nicht verhindern können. Und auch all die anderen Male, als sie es Miteinander trieben. Sie zog ihn förmlich an. Ihre freche Art. Ihre Augen. Ihr Lächeln. Ihre roten Haare. Und obwohl sie so klein war, wusste sie sich zu schützen. Jon konnte sich nicht aus ihrem Bann ziehen, obwohl er wusste, wie falsch es war, hier zu liegen, neben all den Wildlingen, den Feinden. Doch er musste es. Manke Rayder hatte es ihm aufgetragen. Und das durfte er nicht vergessen. Er hatte schon versucht, sich davonzumachen, jedoch wollte er sich nicht vorstellen, was die Wildlinge mit ihm taten, was Ygritte mit ihm tat, falls sie ihn erwischten. Und er war sich sicher, es würde kein schneller Tod sein. Aber er wusste auch nicht, wie er es schaffen sollte, der Schwarzen Festung unbemerkt ein Zeichen zu geben. Er hatte keine Ahnung. Du weißt gar nichts, Jon Schnee, dachte er. Er erhob sich ein kleines Stück und starrte auf den Horizont, dort wo er die Mauer erkennen konnte. Vor einigen Tagen waren sie hinaufgeklettert. Von dort, wo er lag, sah sie fast unschuldig aus, wie sie da stand, still und groß und leise. Doch der Aufstieg war gefährlich gewesen. Zusammen mit Ygritte hatte er es geschafft. Zusammen mit ihr.
Jetzt schlug sie die Augen auf und schaute ihn an. „Jon Schnee.“, sagte sie. Und dann nahm sie ihn, vor all den anderen Schlafenden und den beiden Wachen. Unter der dicken Felldecke drang er in sie ein und sie stöhnte leise. Als sie am Höhepunkt waren, zeigte die Sonne ihr Gesicht und die Wildlinge kamen langsam auf die Beine. Jon rollte sich von ihr herunter. Sie streichelte ihn und küsste ihn auf die Lippen. „Es war schön.“, murmelte er. Sie lächelte ihn an, stand auf und zog sich die vielen Felle über den Körper. Dann nahm sie ihren Bogen und machte sich davon, auf der Suche nach Wild. Er setzte sich ebenfalls auf, gerade als Tormund zu ihm kam. „Jetzt aber schnell!“, sagte dieser, reichte ihm die Hand und half ihm auf. „Heute wollen wir mehr Meilen schaffen, als gestern, Junge. Es ist ein weiter Marsch zur Schwarzen Festung.“ Ein weiter Weg, ja. Doch ihm war das gerade recht. Denn so dauerte es noch eine Weile, bis er sich etwas Konkreteres einfallen lassen musste. Am Feuer gab es noch ein wenig Fleisch vom Vortag. Er aß es mit den anderen Wildlingen. Styr gesellte sich zu ihm, ein großer, mächtiger Wildling, der Anführer der Thenns, genannt der Magnar. „Krähe, wenn du es wagst uns zu hintergehen, dann spießen wir dich auf und schneiden uns hübsche kleine Stücke von dir ab. Ich wollte schon immer mal Krähe probieren.“ Er grinste und wandte sich seinem Stück Fleisch zu. Jon wusste, dass diese Warnung ernst gemeint war, die Thenns aßen Menschenfleisch, das war bekannt. Vielleicht sollte er wirklich einer von ihnen werden, ein freier Mann, kein Knieender. Aufstehen, wann immer er mochte, zusammen mi Ygritte jagen gehen, mit ihr schlafen. Dieses Leben schien so verlockend, aber er hatte einen Eid abgelegt, den er jedoch schon so gut wie gebrochen hatte. Dafür hatte Ygritte gesorgt. Jedoch war er im tiefsten Inneren noch immer ein Mann der Nachtwache. Und in diesem Inneren befand sich auch die zweite Seite, seine Liebe zu Ygritte. Ihre roten Haare. Ihr Lächeln. Ihre Augen …
Als Ygritte zurückkam, hatten sie ihren Marsch schon fortgesetzt. Mithilfe von einem Wildling trug sie ein ganzes Reh. Er lächelte ihr zu. Sie kam zu ihm, fasste ihm in den Schritt und hielt ihn fest. „Komm her Jon Schnee“, flüsterte sie. Sie zog ihn heran und küsste ihn und er erwiderte ihren Kuss. „Du gehörst mir, Jon.“, flüsterte sie in sein rechtes Ohr und küsste ihn wieder. „Und wehe, du betrügst mich. Wehe, du hintergehst mich. Du weißt, was mit dir passiert, wenn du es wagst.“ Er wusste es. Natürlich. „Wenn wir weiter in diesem Tempo gehen, erreichen wir die Schwarze Festung beim nächsten Neumond. Und dann kannst du dein Talent zum Kämpfen unter Beweis stellen, wie du es bei Qhorin getan hast.“ „Ygritte“, begann Jon. „Lass uns von hier weg gehen, frei in einer Burg leben. Wir müssen die schwarze Festung nicht angreifen. Nicht wir. Ich bin sicher, dass die Nachtwache euch allen Einlass gewährt, wenn sie wissen, dass ihr nur in den Süden wollt, weil die Anderen kommen. Wofür Unschuldige angreifen? Ihr könntet hier leben, die Brüder könnten euch in der Schenkung ansiedeln.“ Ygrittes Gesicht zeigte eine Mischung aus Überraschung und Verärgerung. „Du willst deine Leute schützen! Ist es das? Ja? Du bist keine Krähe mehr Jon, du bist einer von uns. Du bist mein und ich bin dein. Und wir werden deine Brüder, die nicht mehr deine Brüder sind, angreifen. Wir werden sie töten. Wir werden die Festung einnehmen. Und Manke wird von hinten kommen, wir werden ihm das Tor öffnen und alle hineinlassen. In die Sicherheit. Hierher. Warum sollten wir mit der Nachtwache verhandeln? Sie töten uns auf der Stelle. Wir sind die Feinde. Die Wilden, die hier nicht hergehören. Und ich will nicht, dass du sie als unschuldig bezeichnest, Jon. Ihre Vorfahren haben die Mauer errichtet, und gesagt alles südlich davon wäre ihr Land. Sie haben uns ausgesperrt. Und jetzt droht Gefahr, der keiner entkommen kann, selbst die Thenns nicht. Sie kommen. Und sie werden morden.“ Jon wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte mit ihr zusammen fliehen. Zur Höhle konnten sie nicht mehr, aber sie würden eine andere finden. Er könnte die Meerenge mit ihr hinunter segeln und zusammen mit ihr Altsass besuchen. Oder Sonnspeer in Dorne, der Sitz des Hauses Martell. Dort war es immer warm, selbst im Winter herrschten dort milde Temperaturen. Der Nachbarkontinent Essos wäre auch eine Möglichkeit, die freie Stadt Braavos würde ein gutes Ziel hergeben. Doch weglaufen konnte er nicht einfach so. Nicht, wenn die weißen Wanderer dort hinter der Mauer lauerten und sich zusammenscharten zum Angriff auf die Sieben Königslande. Der Warg hatte ihm gesagt, dass er tote Krähen gesehen hatte, womöglich hatte keiner überlebt und nur er konnte die Brüder warnen. Er musste es irgendwie schaffen. Und Ygritte auf seine Seite ziehen.
Sie liefen durch die karge Landschaft, Ygritte dicht bei ihm. Hin und wieder hielten sie an, damit der Warg seinen Alder losschicken konnte. Die Wildlinge mussten sich sicher sein, dass kein Mann der Nachtwache sie kommen sah. So war es für Jon unmöglich, etwas zu tun. Die einzige Möglichkeit bestand darin, den Warg umzubringen, am besten im Schlaf, damit er keine Zeit hatte, in sein Tier zu flüchten. Doch dies war gefährlich. Sehr gefährlich. Viele der Wildlinge hielten ihn immer noch für eine Krähe und keinen wahren Wildling und der Verdacht würde sofort auf ihn fallen. Sie würden ihn ohne zu zögern töten. Vielleicht würde Ygritte ihn verteidigen. Vielleicht. Und dann würde sie ebenfalls sterben, für ihn. Nein. Diese Gedanken schob er sich aus dem Kopf. Er musste auf ein Wunder warten. Er beobachtete den Warg aus der Ferne. Das weiße innere seiner Augen war zu sehen. Hoch über ihm flog der Adler durch die Lüfte und breitete seine braun-weißen Schwingen aus. Plötzlich mit einem Ruck, kam Leben in den Warg und er schaute die Wildlinge, die in einem Halbkreis um ihn herum standen, mit zusammengekniffenen Augen an. „Krähen“, sagte er und suchte Jons Blick. Nun schauten ihn alle anderen an. Styr sagte mit seiner tiefen Stimme: „Nun. Jetzt ist die Zeit gekommen, um dich zu beweisen, Krähe. Und versuch nicht auf die andere Seite zu wechseln.“ Jon schaute ihn mit kaltem Blick an. Nun. Wenn es jetzt so kam, würde er wohl kaum Seite an Seite mit den Wildlingen kämpfen. Er würde gleichzeitig versuchen, Ygritte zu schützen und niemanden zu töten. Das war schwierig. Und er wusste es. „Komm“, rief Ygritte ihm zu. Sie hatte ihren Bogen in der Hand. Er zog sein Schwert aus valyrischem Stahl und schaute sich um. Noch war niemand zu sehen. „Zwei Meilen südlich von hier!“, berichtete Tormund. „Haltet euch bereit, Männer. Diesen schwarzen Haufen erledigen wir!“ Jon wusste, dass die Wildlinge nicht so diszipliniert waren wie die Männer der Nachtwache. Sobald mehrere von ihnen sterben würden, entstünde ein Durcheinander. Und dann konnten seine Brüder zuschlagen. „Macht euch bereit!“, brüllte Styr, der Magnar. „Sie kommen!“ Jon sah einige schwarze Schemen etwa eine Meile entfernt von ihnen. Sie waren ungefähr 20. Sie rannten auf sie zu, die Schwerter erhoben. Jon hielt sich bereit. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Wie würde das hier enden? Du weißt gar nichts, Jon Schnee, sagte eine Stimme in seinem Kopf.
Der Kampf
Schreiende Männer. Die Münder weit aufgerissen, die Gesichter wutverzerrt und entschlossen. So rannten die Männer der Nachtwache auf sie zu. Sie hatten Langschwerter in ihren Händen. Die meisten Wildlinge hatten Äxte, einige hielten, so wie Ygritte, ihre Bögen bereit. Jon umklammerte sein valyrisches Schwert Langklaue. Er beobachtete wie die Männer immer näher und näher kamen. Bis sie sich etwa zwanzig Meter vor ihnen befanden. Dann schlugen sie zu. Schreiend und brüllend stürzten sich beide Seiten in den Kampf. Jon sah Ygritte, wie sie einen Pfeil auf einen Mann der Nachtwache abschoss. Sie traf ihn mitten in die Brust, wo dieser stecken blieb. Jon bewegte sich einige Meter hinter den Wildlingen und versuchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu lenken. Doch früher oder später würde er gesehen werden. Die Wildlinge befanden sich voll im Kampf, sie schrien und trieben ihre Äxte tief in die Schädel oder Oberkörper ihrer Gegner. Die Nachtwache schien zu verlieren. Plötzlich sah einer von ihnen Jon. Mit erhobenem Schwert stürzte er auf ihn zu und der Zweikampf begann. Mehre male konnte Jon ihm ausweichen. Dann parierte er einen Schlag und setzte zum Konter an. Er trieb den Mann vor sich her und versuchte ihn nicht zu verletzen. Schweiß perlte ihm von der Stirn. Er lief immer weiter voran. „Na komm schon, Junge, bereite dem Kampf ein Ende“, schrie sein Gegner. „Oder kannst du mich nicht töten?“ Er wurde immer schwächer, das merkte Jon. „Mach schon!“, schrie eine Stimme hinter ihm. Ygritte! Was sollte er jetzt tun? Wenn er diesen Mann tötete, gab es kein Misstrauen von Seiten der Wildlinge, tat er dies nicht, so würden alle wissen, dass er immer noch eine Krähe war. Zumindest der meiste Teil von ihm. „Jon, tu es!“ Dieses eine Wort, dieser eine Name brachte Jons Gegner zum stillstehen. Er starrte ihn an. „Jon?“, sagte er mit verblüffter Stimme. „Du? Aber..was..DU VERRÄTERISCHER BASTARD!“, schrie er die letzten Worte heraus und versenkt sein Schwert in Jons Bein. Der Schmerz war unbeschreiblich. Jon sackte auf den Boden. Die Welt bestand nur noch aus blendend weißem Licht und Schatten...so viele Schatten. „Nein!“, schrie Ygritte irgendwo über ihm. Er hörte ein Zischen, wie ein Pfeil, der soeben abgeschossen wurde... dann ein schwerer Körper, der neben ihm auf den Boden fiel. Und schließlich schwarz. Alles schwarz.
Er öffnete die Augen. Langsam, ganz langsam. Licht flutete ihm in die Augen und er musste sich die Hände vor das Gesicht halten.